Befragung
von Besucherinnen und Besuchern des Salzburger Stadtfests und von Live in Salzburg
Was Veranstaltungen wirklich bringen und warum es nicht reicht, nur die Umsätze zu zählen
Sommerzeit ist Veranstaltungszeit. Schon vor dem Beginn der Salzburger Festspiele war im Bundesland Salzburg so einiges los: Stadtfeste, Festivals, Tour of Austria usw. Während die einen unbeschwert genießen, schwingen bei uns immer auch Begriffe wie Nächtigungszahlen, Ausgaben pro Besucher, Betriebsumsätze oder Wertschöpfung mit. Apropos Wertschöpfung:
„Was habt Ihr immer alle mit der Wertschöpfung?
Es kann doch nicht so schwer sein, die veranstaltungsbezogenen Umsätze zusammenzurechnen!“ Abgesehen davon, dass das zum Beispiel bei einem Stadtfest keine leichte Aufgabe ist, reden wir dann noch nicht über die Wertschöpfung einer Veranstaltung.
Angenommen, die regionale Wertschöpfung, die innerhalb geografisch definierter Grenzen entsteht, steht im Mittelpunkt des Interesses. Dann zeigt sich, dass der Bruttoumsatz in der Regel nicht zu 100 % in der Region verbleibt. Ein Teil fließt in Vorleistungen aus anderen Regionen (z. B. für zugekaufte Waren und Dienstleistungen), ein anderer in Steuern. Was nach ihrem Abzug vom Bruttoumsatz übrig bleibt, ist aus volkswirtschaftlicher Sicht die direkte Wertschöpfung (brutto) – also das, was regional an Löhnen und Gehältern, Gewinnen und Abschreibungen entsteht. Nur der Vollständigkeit halber: Zieht man davon noch die Abschreibungen ab, die ja nicht einkommenswirksam sind, dann erhält man die Nettowertschöpfung. Zur direkten Wertschöpfung kann daher auch die direkte Beschäftigung, meist in Jahresbeschäftigungsplätzen, ausgewiesen werden. Die indirekte Wertschöpfung und der indirekte Beschäftigungseffekt entstehen durch die Zulieferer, die vorgelagerte Wertschöpfungskette; auch hier zählt nur, was von ihnen regional erzeugt und verdient wird. Und die induzierte Wertschöpfung sowie die induzierte Beschäftigung entstehen, wenn die Unternehmer und ihre Beschäftigten (inkl. der Zulieferbetriebe) ihr Einkommen wieder ausgeben, etwa für Wohnen, Einkaufen oder Freizeitaktivitäten in der Region. Diese Konsumausgaben lösen weiteren Umsatz und damit regionale Wertschöpfung aus.
Wie und warum wird Wertschöpfung ermittelt?
Die Basis kann, wie zum Beispiel beim Salzburger Stadtfest 2025 und bei Live in Salzburg 2025 eine von Kondeor geplante/analysierte und gemeinsam mit einem darauf spezialisierten Felddienstleister durchgeführte Besucherbefragung bilden, mit der die Ausgaben der Besucher in verschiedenen Kategorien erhoben werden: Unterkunft, Gastronomie, Handel, Mobilität, Kultur etc. Dabei kommen meist persönlichen Interviews (CAPI) zum Einsatz. Dazu kommen Informationen des Veranstalters zu seinem Umsatz und zu seinen Vorleistungen. Ergänzt werden diese Primärdaten dann von Wirtschaftsforschern aus unserem Netzwerk, im genannten Beispiel vom Institut für Österreichs Wirtschaft*, durch Informationen zu regionalen Vorleistungsquoten und Einkommensverwendungen, auf Bundes- oder Landesebene etwa über sogenannte Tourismus-Satellitenkonten oder über regionale Input-Output-Tabellen. Sie berechnen in weiterer Folge näherungsweise, wie viel direkte, indirekte und induzierte Wertschöpfung eine Veranstaltung einer Region bringt. Näherungsweise deshalb, weil den Berechnungen Modelle und Annahmen zugrunde liegen. Vergleichsweise suboptimal wäre demgegenüber die Verwendung von Multiplikatoren, da sie zu stark verallgemeinern und regionale sowie sektorale Besonderheiten häufig nicht abbilden.
Und so wie es für Unternehmen wichtig ist zu wissen, wie viel Gewinn mit einer Dienstleistung, einem Produkt oder einem Projekt erwirtschaftet werden kann, ist es für Gebietskörperschaften bzw. Verbände und Veranstalter wichtig zu wissen, wie wirksam welche Veranstaltungen für die regionale Wirtschaft sind. Damit werden einerseits Entscheidungen zur Förderwürdigkeit bzw. zur Eigenveranstaltung ermöglicht und andererseits können transparente Aussagen darüber gemacht werden, wie stark die Region ökonomisch davon profitiert. Und das erhöht die Akzeptanz der Veranstaltungen (und der Verwendung öffentlicher Mittel dafür) in der Bevölkerung.
Die Berechnung der Wertschöpfung von Veranstaltungen ist also keine theoretische Spielerei. Die entscheidungsrelevanten und kommunikativ bedeutenden Ergebnisse sind ein unverzichtbarer Teil der strategischen Veranstaltungsplanung von Regionen. Diese kann auch noch einen Schritt weitergehen und besonders im Kontext knapper öffentlicher Mittel sowie steigender Nachhaltigkeitsanforderungen neben der Beachtung der ökonomischen Effekte die ökologische und die soziale Dimension berücksichtigen.
* Interessante Ergebnisse
Was Salzburgs Events wirklich bewegen (Pressemeldung der Stadt Salzburg, 24. 10. 2025; inkl. Links zur Ergebnispräsentation und zur Studie).